FAQ: Füchse als Haustiere?
6.2 Füchse als Haustiere?
6.2.1 Sollte man verletzte Füchse mit nach Hause nehmen, um sie dort (bzw. beim Tierarzt) zu behandeln?
Grundsätzlich sollte man erst einmal die Situation eruieren, indem man den Fuchs einige Zeit aus der Distanz beobachtet. Nur wenn es sich um eine schwere Verletzung zu handeln scheint, sollte man eingreifen; andernfalls ist es besser, den Fuchs dort zu lassen, wo er ist, und ihn gegebenenfalls mit ein wenig Futter oder Wasser zu unterstützen. In England wurde beispielsweise beobachtet, dass verletzte Füchse sich nach einem Autounfall in einen für sie sicheren Garten legten, bis sie sich so weit erholt hatten, dass sie sich wieder selbst versorgen konnten.
Grundsätzlich gilt: Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, etwas anderes zu unternehmen, sollte man verletzte Füchse vor Ort unterstützen. Füchse zur Behandlung einzufangen, ist für die Tiere mit erheblichem Stress und großer Angst verbunden. Zudem findet ein Fuchs, der für einige Zeit in menschlicher Obhut war, sein altes Revier danach meist von einem neuen Inhaber besetzt vor, und es ist fraglich, ob der Rekonvaleszente es sich so leicht zurückerobern kann.
6.2.2 Ist es sinnvoll, verwaiste Fuchsbabys mit nach Hause zu nehmen?
...die Versuchung ist groß:
Fuchswelpe (Foto: J.Jordan)
Auch hier gilt im Normalfall: Erst beobachten, dann handeln. Füchsinnen lassen ihre Kinder durchaus für mehrere Stunden allein, insbesondere dann, wenn sie selbst (z.B. durch den Tod des Vaters) für Nahrung sorgen müssen. Selbst wenn feststeht, dass die Mutter getötet wurde, besteht bei älteren Jungfüchsen (die schon feste Nahrung zu sich nehmen können) die Möglichkeit, dass der Vater oder ältere Geschwister die Versorgung übernehmen. Im Zweifelsfall sollte man Kontakt mit Wildtierhelfern aufnehmen und sich dort kompetenten Rat einholen.
6.2.3 Darf ich einen Fuchswelpen einfach mitnehmen?
Das sogenannte Aneignungsrecht - also das Recht, sich lebende oder tote Wildtiere in Wald und Flur anzueignen - fällt dem Jagdausübungsberechtigten zu. Nimmt man einen Fuchswelpen oder ein anderes junges Wildtier aus dem Wald mit, begeht man also streng genommen Jagdwilderei. Ausnahmen davon gelten aber, wenn ein Tier akut hilfsbedürftig ist. Rechtlich unbedenklich ist in vielen Bundesländern zudem die Aufnahme von Wildtieren in befriedeten Gebieten wie etwa Privatgrundstücken im Siedlungsbereich.
Wer einem Jäger einen verwaisten oder verletzten Fuchswelpen meldet, kann in den meisten Fällen davon ausgehen, dass mit dem betreffenden Tier "kurzer Prozess" gemacht wird.
6.2.4 Ich habe einen Fuchswelpen gefunden - was nun?
6.2.5 Kann man Füchse als Haustier halten?
Jungfuchs im Wohnzimmer (Foto: Archiv)
Wenn damit ein „Haustier“ im klassischen Sinn gemeint ist, muss man diese Aussage verneinen. Zwar gibt es durchaus einzelne Beispiele von Füchsen, die sich in menschlicher Obhut wohl fühlen, sofern "ihr" Mensch die Kenntnisse, die Zeit und den Willen hat, auf sie einzugehen. Selbst dann ist die Haltung eines Fuchses aber ein Abenteuer mit reichlich Konflikpotential: Sie werden nicht stubenrein, haben einen äußerst ausgeprägten Willen und lassen sich nicht erziehen, verstecken überall im Haus Futter, zerstören die Einrichtung, machen Lärm, und ihre Ausscheidungen verbreiten einen intensiven Geruch. Eine halbwegs artgerechte und angemessene Haltung ist nur in großen, strukturreichen Freigehegen möglich.
Abgesehen davon, entwickeln selbst in menschlicher Obhut aufgewachsene Jungfüchse oft einen unbändigen Freiheitsdrang und fühlen sich in Gefangenschaft sichtlich unwohl. Füchse haben schlichtweg nicht jenen Domestizierungsprozess durchlaufen, dem unsere Haushunde über Jahrtausende unterworfen waren.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein gefangener Fuchs die Möglichkeit und den Willen besitzt, in die Freiheit entlassen zu werden, sollte ihm dieser Wunsch gewährt werden. Mit genügend Vorbereitung ist das manchmal selbst nach Jahren der Gefangenschaft noch möglich. Soweit irgend möglich, sollte dies jedoch in einem Gebiet erfolgen, in dem Füchse nicht oder nur selten gejagt werden, und in dem sich keine vielbefahrenen Straßen befinden. Studien haben gezeigt, dass ausgewilderte Füchse in der ersten Zeit nach der Freilassung besonders häufig zum Opfer von Jägern oder Autos werden, weil sie sich erst einmal mit der neuen Umgebung vertraut machen müssen und dabei weitgehend ziellos umherirren.
Literatur:
Robertson, C.P.J. & Harris, S. (1995): The condition and survival after release of captive-reared fox cubs. Animal Welfare 4, 281-294.
Robertson, C.P.J. & Harris, S. (1995): The behaviour after release of captive-reared fox cubs. Animal Welfare 4, 295-306